Entwicklungszyklus:
Herzwürmer werden über Stechmücken übertragen. Die Larven (Mikrofilarien) durchlaufen 3
ihrer 4 Entwicklungsstadien innerhalb der Mücke. Im Hund erfolgt die letzte Entwicklung zur
Larve. Eine Übertragung von Hund zu Hund ist nicht möglich, es wird der Zwischenwirt
'Mücke' benötigt. Die Larven im Hund wandern über die Blutbahn und die Muskulatur ins
Herz und entwickeln sich dort innerhalb von ca. 3 Monaten zu erwachsenen Herzwürmern
(Makrofilarien). Sie sind ca. 1mm dick und können bis zu 30cm lang werden (ausgewachsen
sind Herzwürmer etwa nach 5 Monaten). Vorzugsweise siedeln sie sich in der rechten
Herzhälfte, der Lungenarterie und herznahen Abschnitten der Hohlvenen an. Nach weiteren
3 Monaten (Gesamt 6 Monate nach Infektion) sind die erwachsenen Würmer geschlechtsreif
und bilden neue Larven, die über das Blut in kleinere Blutgefäße gelangen und so wieder
von Mücken aufgenommen werden können. Meist zeigen sich erst in diesem Stadium die
ersten Symptome.
Symptome:
Erste Anzeichen einer Infektion können sein:
• leichte Schwäche bzw. Konditionsverlust/Gewichtsverlust
• Husten und Kurzatmigkeit nach Belastung
Ist die Infektion bereits weiter fortgeschritten, kann es zu verschiedenen Symptomen
kommen, wie:
• erschwerte & stark beschleunigte Atmung
• blassen Schleimhäuten
• starke Abgeschlagenheit
• Appetitlosigkeit
• Nierenversagen
• Erbrechen/Durchfall
Bei einem Hund, der nicht behandelt wurde und stark betroffen ist, kann es im schlimmsten
Fall zu Bluthochdruck in den Lungenarterien kommen, welcher in einem
Rechtsherzversagen münden kann. Hierfür ist Bauchwassersucht (Aszites) ein
hinweisendes Indiz.
Diagnose:
In Ungarn werden die Hunde durch eine mikroskopische Kapillarblutuntersuchung auf das
Vorhandensein von Larven (Mikrofilarien) getestet. Ist dieser Test positiv, wird sofort mit der
Behandlung begonnen. Auch die erwachsenen Herzwürmer (Makrofilarien) könnten durch
einen Antigennachweis im Blut festgestellt werden, dieser Test hat jedoch eine unsichere
Aussagekraft, da er nur die weiblichen erwachsenen Herzwürmer nachweist und das auch
erst 6 Monate nach Infektion. Dieser Test wird gemeinsam mit einem erneuten Test auf die
Larven erst 6 Monate nach abgeschlossener Behandlung angewandt, um festzustellen, ob
alle Herzwürmer und Larven weg sind und sich auch keine Neuen mehr entwickelt haben.
Wenn man ganz sicher gehen möchte, ob Lunge und/oder Herz bereits durch viele
erwachsene Herzwürmer geschädigt wurden, kann eine Röntgenaufnahme gemacht
werden. Möchte man zusätzlich den Grad der Befallenheit durch erwachsene Herzwürmer
feststellen, kann eine Ultraschalluntersuchung bei einem erfahrenen Kardiologen gemacht
werden.
Hat der Hund keine bis wenig Symptome, ist dies jedoch nicht zwingend erforderlich.
Behandlung:
Die sogenannte "Slow-Kill-Therapie" setzt mittels zweier Wirkstoffe (Doxycyclin und
Moxidectin) direkt an zwei Stellen an:
Moxidectin wird alle 4 Wochen in Form eines Spot-Ons (Advocate oder Moxiclear)
aufgetragen. Es lähmt die vorhandenen Mikrofilarien (Larven), wodurch diese sterben.
Dadurch können sich keine weiteren Herzwürmer entwickeln. Zudem existieren keine Larven
mehr, die von einer Mücke beim Stechen aufgenommen und so auf einen anderen Hund
übertragen werden könnten. Zur Sicherheit tragen wir das Spot-On insgesamt 12 Monate
lang auf.
Doxycyclin wird in Tabletten-/ Kapselform verabreicht. Der Wirkstoff tötet die für die
Fortpflanzung notwendigen Bakterien „Wolbachien“ und führt so dazu, dass sich die
weiblichen Herzwürmer nicht mehr fortpflanzen und neue Larven freisetzen können. Zudem
werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Herzwürmer geschwächt, wodurch
sie nach und nach absterben. Viele Tierärzte und Vereine geben den Hunden einen Monat
lang die Tabletten. Zur Sicherheit und aufgrund jahrelanger Erfahrung verabreichen wir die
Tabletten für 2 Monate mit einem Pause-Monat dazwischen.
Die Tablettendosierung richtet sich nach dem Körpergewicht des Hundes. Je Kilogramm
Körpergewicht werden 15-20mg Doxycyclin verabreicht. Eine Hälfte davon morgens und
eine abends.
6 Monate nach abgeschlossener Tablettenkur (sprich genau nach der Zeit, die ein weiblicher
Herzwurm bräuchte, um sich zu entwickeln), wird erneut getestet, ob alle Herzwürmer und
Larven weg sind und sich auch keine neuen mehr entwickelt haben.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Hunde bereits nach einer Tablettenkur von
sämtlichen Herzwürmern befreit sind. Manchmal muss eine erneute Tablettenkur verabreicht
werden.
Die Tabletten und die Spot-Ons werden den Adoptanten vom Verein gestellt.
Hunde mit leichtem Befall und frühzeitiger Therapie haben eine sehr gute Prognose und
behalten in der Regel keine Folgeschäden zurück.
Bis zur erfolgreich abgeschlossenen Behandlung sollten sehr große Gassirunden oder
extremes Toben vermieden werden, da die abgestorbenen Würmer durch die Blutbahn
wandern. Eine gesteigerte Aktivität beim Hund erhöht die Durchblutung und damit das
Risiko, dass die absterben Würmer Blutgefäße verstopfen und damit Thrombosen und
Embolien auslösen.
Schwerer Befall:
Weist der Hund starke Symptome auf, wird dem Hund, nach genauer Abklärung mittels
Ultraschalluntersuchung, zunächst auch einen Monat lang Doxycyclin verabreicht. Danach
wird er in einer Tierklinik oder von einem erfahrenen Tierarzt mit Melarsomin (Immiticide®️)
behandelt. Dazu werden 2 Spritzen in einem Abstand von 24 Stunden in die
Rückenmuskulatur gespritzt. Da dieses schmerzhaft ist und die Tiere dabei keinerlei
Abwehrverhalten zeigen dürfen, erfolgt die Injektion in einer Kurznarkose. Da die
erwachsenen Würmer sofort abgetötet werden, birgt diese schnelle Variante ein erhöhtes
Embolie- und Thrombose-Risiko, weshalb der Hund zur Sicherheit 2 Nächte in der Tierklinik
bleibt und sich auch hinterher für einige Wochen nur mäßig bewegen darf.
Bei sehr schwerem Befall kann es nötig sein, vor dieser Injektion einen Teil der Würmer
operativ zu entfernen, um das Embolie- und Thrombose-Risiko zu senken.