Ungarnfahrt 28.6. bis 5.7.2020
Wir (Gaby, Manuela, Linn und ich) reisten bei sonnigen 30°C nach Siofok am Balaton. Von morgens 7 Uhr bis ca. 19 Uhr waren wir unterwegs.
Nach einigen Unstimmigkeiten wegen der angemieteten Zimmer konnten wir schließlich einziehen. Vorher hatten wir schon beim Tesco eingekauft.
Am Montag besuchten ab mittags wir das Tierheim in Siofok. Zsuzsi nahm uns sehr nett in Empfang und hatte den ganzen restlichen Tag Zeit für uns. Das Gelände dort ist ziemlich groß und scheint gut strukturiert zu sein. Einige Hunde laufen in Gruppen in abgezäunten Parzellen, in denen auch Hütten bzw. Zwinger stehen. Andere waren in Zwingern, wenige alleine, die meisten zu zweit. Es ging sehr friedlich zu, auch dort, wo neue Hunde dazugekommen waren. Am gleichen Tag waren einige Hunde beschlagnahmt worden. Welpen und ein Zigeunerjunge, der sich sofort in mein Herz geschlichen hat und jetzt, Ende Juli., in meinem Wohnzimmer im Körbchen liegt und schläft.
Zsuzsi zeigte uns jede Menge Hunde; alle wurden aus den Zwingern geholt und frei laufen gelassen. Viele begrüßten uns sehr freundlich und holten sich Streicheleinheiten ab, sehr wenige waren eher scheu. Wir fotografierten alle, Gaby machte Notizen in einer vorbereiteten Liste, Manuela filmte.
In den großen Gruppen, z.B. bei den Welpen, war es gar nicht so einfach, die einzelnen Tiere zu erfassen. Es waren oft ganze Hundeknäuel, die da durcheinander tobten und purzelten. Bei den größeren Hunden war es schon einfacher. Außer bei Billybob, der gar nicht stillhalten konnte vor Energie.
Ich hatte den Eindruck, dass jeder Hund Zsuzsi am Herzen liegt und sie sich sehr kümmert. Sie konnte jeden Hund beschreiben und seine Geschichte erzählen. Es gibt auch Spaziergänger und wir haben einige Pfleger gesehen.
Die Quarantänestation besteht aus einem ziemlich neu aussehenden Gebäude mit einem schönen, extra abgezäunten Gelände drum herum mit Rasenfläche und Planschbecken. Dort wohnten zu der Zeit einige Welpen, auch solche, die noch aufgepäppelt werden mussten, außerdem Fifi, der Vizsla-Mix mit Epilepsie und ein alter, blinder Zottelhund.
Da es in Siofok so viele Hunde gibt, fuhren wir am Dienstag nochmal dorthin.
Mittwoch waren wir in Vackolo bei Zsuzsa. Das Tierheim liegt so versteckt, dass wir uns erstmal verfahren haben. Wir trafen uns außerhalb der Hundeunterkünfte und plauderten eine Weile im Schatten bei kühlen Getränken. Dort auf dem rasenbewachsenen Seitenstreifen neben dem eigentlichen Tierheim, steht ein großer Zwinger, der gerade zwei Tage zuvor von 8 Beaglen aus einem Kosmetik-Versuchslabor bezogen worden war.
Zsuzsa ließ sie frei laufen und wir wurden freudig begrüßt bzw. überfallen. Außerdem gab es noch sehr kleine Katzenbabys, die von einer Pinscherhündin betreut wurden und die Kletterkünstlerin Kacer, die uns zeigte, wie geschickt sie auf das Dach klettern und dort herumlaufen konnte. Hier draußen entstehen auch immer die schönen Fotos von den Hunden, mit dem Blumenhintergrund.
Linn und ich gingen schon mal zu den Hunden, während Gaby und Manuela noch etwas mit Zsuzsa, die eigens eine Übersetzerin besorgt hatte, besprachen. Das Tierheim besteht aus einem geschotterten Gelände, das in drei durch Drahtzäune getrennte Bereiche eingeteilt ist. An den Rändern befinden sich Zwinger, die mit 2 oder 3 Hunden belegt sind. In den Innenbereichen laufen Hunde im Rudel frei herum. Hundehaufen wurden immer sofort von einem der Pfleger entfernt, so dass es zwar nicht wirklich schön war –wegen des Schotters-, aber sauber.
Es wurde sehr laut, als wir durch die Pforte traten, aber das legte sich bald. Es war ein ziemliches Durcheinander, so dass es schwierig war, die einzelnen Hunde gezielt in freier Bewegung zu fotografieren. Zsuzsas Helfer nahm aber einzelne Hunde an die Leine, damit wir sie besser ablichten konnten. Bei der starken Sonneneinstrahlung war es eine Herausforderung für mich und die Kamera, brauchbare Fotos zu machen. Es war ein aktiver Tag in der Hitze. Gaby, Manuela und Zsuzsa kamen später dazu und so ging es weiter mit der Dokumentation.
Auch bei Zsuzsa hatte ich das Gefühl, dass sie mit dem Herzen dabei ist. Da sie direkt am Tierheim wohnt, hat sie sicherlich selten wirklich frei. Respekt! Ich mag sie.
Donnerstag fuhren Gaby, Manuela und Linn nach Budapest zu Timm. Ich nutzte den Tag, um mich etwas in Siofok umzusehen und Fotos nachzubereiten bzw. schon auf die Homepage zu stellen. Abends war das eher schwierig, weil das Internet dann mit den restlichen Hausbewohnern geteilt werden musste und manchmal sehr langsam war.
Freitag besuchten wir das Tierheim in Ajka. Das ist mehr eine große, eingezäunte Wiese am Rand eines Gewerbegebiets, auf der 3 Reihen mit Zwingern p arallel stehen. Außerdem gibt es an einem Ende etwas größere, grasbewachsene Ausläufe, von denen aber während unseres Besuchs nur einer von einem Hund genutzt wurde.
Alle anderen Hunde waren, meistens einzeln, in den Zwingern. Nebenan ist noch die Tötung, die der Stadt gehört, aber von Laura betreut wird.
Jeder Hund wurde frei laufen gelassen, damit wir ihn kennenlernen, filmen und fotografieren konnten. Einige Hunde waren beschlagnahmt. Diese mussten in den Zwingern bleiben. Es kamen einige Leute, die Hunde zum Spazierengehen abholten. Laura hat auch viele Pflegestellen, was für die Hunde natürlich sehr gut ist.
Das Leben in Einzelhaft ist für die Tiere nicht so toll. Einige sind schon sehr lange dort. Viele Rüden waren nicht kastriert. Das war in Siofok und Vackolo anders. Aber Laura hat nicht genügend Geld, um jeden Hund kastrieren zu lassen. Das passiert erst, wenn sie vermittelt sind. Aus diesem Grund ist es auch nicht gut möglich, die Hunde alle zu zweit in einem Zwinger zu halten. Schade!
Fazit: Bei Sonnenschein schien das Leben für die Hunde in den Heimen gar nicht so schlimm zu sein. Aber wir haben sie auch nur kurz erlebt, und da waren fast alle sehr aufgeschlossen und lieb. Auf Dauer und bei anderen Wetterverhältnissen sieht das sicherlich anders aus. Es ist auf jeden Fall allen zu wünschen, dass sie bald ein richtiges Zuhause finden. Die Erfahrung zeigt ja bei vielen vermittelten Hunden, dass auch die, die jahrelang und oft schon von der Welpenzeit an nur im Tierheim lebten, aufblühen und ihr neues Leben so richtig genießen.
Der Samstag war ein echter Urlaubstag für uns. Wir badeten im Balaton, erledigten noch einige Einkäufe, gingen abends schön Essen und genossen bis weit nach Mitternacht die Partymeile von Siofok – Cocktail inklusive.
Die Rückfahrt war deutlich anstrengender als die Hinfahrt, warum auch immer. Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin. Ich habe nun einen ganz anderen Bezug zu den Partnertierheimen und freue mich, so viele Hunde, die ich schon auf die Homepage gestellt habe, jetzt persönlich zu kennen.
Birgit Nowack